Dolphin Address 2004
Irland, Sommer 2004
Seit 1992 bin ich jeden Sommer in Irland mit Delphinen geschwommen. Bis 2001 fuhr ich nach Dingle, wo gerade ausserhalb des Staedtchens selbst, in dem Verbindungsstueck zwischen der Dingle Bucht und der grossen Einbuchtung, nahe den Klippen von Sladeen, Fungi sein Refugium hat.
Mein erster Eindruck von ihm war ueberwaeltigend. Er schwamm unter mir und drehte Kurven ueber dem Seeboden, eine Menge Sand aufwuehlend. Das zweite Mal, das ich ins Wasser ging, schwammen wir, sehr zum Erstaunen der anwesenden Experten, fuer einige Minuten in Schleifen. Sehr bald lernte ich zwischen der Bewunderung der Aussenstehenden und den Reaktionen des Delphins zu unterscheiden.
Um dem sehr aufdringlichen, kommerziellen Delphin-Boot-Rummel zu entgehen, stand ich meist um 5 Uhr am Morgen auf, damit ich seiner Anwesenheit wenigstens bis 8 Uhr sicher sein konnte. Dann kam das erste Boot, das Schwimmer zu Fungi brachte. Ein Delphin kann einem sehr intensive Aufmerksamkeit schenken, kann aber auch genauso schnell wieder abgelenkt werden, und da Fungi absolut jeden im Wasser aufsucht, flacht die Kommunikation mit dem Einzelnen leider ab.
Ueber die Jahre hatte ich einige andere gute Freunde kennengelernt und wurde vertraut mit der umwerfend schoenen Natur, die Dingle umgibt. Da ich aber sehr viel Zeit uebrig hatte, irritierte mich die Situation mit den Booten mehr und mehr. Im Jahr 2001 erwaehnte jemand einen sehr freundlichen, jungen, weiblichen Delphin im County Clare, und so ging ich, nach drei fruchtlosen Versuchen, mit Fungi zu schwimmen, nach Clare, nur um mal zu schauen. Ich kam niemals wieder zurueck nach Dingle, obwohl ich mich fuer den Rest des Sommers gegenueber Fungi schuldig fuehlte.
Seit 2002 dokumentiere ich meine Begegnungen mit Dusty und vermische sie gelegentlich mit Auffaelligkeiten des irischen Alltagslebens. Ich gehe nicht jeden Tag mit ihr schwimmen, da ich lieber den richtigen Moment fuer mich abpasse. Oft erkenne ich erst spaeter in einem zuerst scheinbar unspektakulaeren Zusammentreffen die Wunderbarkeit des Ereignisses. Es braucht etwas Zeit, sich an das ueberwaeltigende Gefuehl zu gewoehnen, das ihre Praesenz hervorruft, erst dann bekommt man eine wage Ahnung von der spirituellen Kraft des Delphins.
Es waere grossartig, hier leben zu koennen mit meiner Geliebten, ohne Zeit- und Gelddruck, in einer festen Unterkunft, um sich Dusty nur noch besser, aus der selben Stimmung heraus annaehern zu koennen. Es scheint mir so ungerecht, gibt es doch ueberall leere Haeuser, die zur Ruine verfallen, interessiert man sich jedoch fuer eines, wird ein laecherlich hoher Preis gefordert. Aber ich fuehle mich gesegnet, mit Verena und mit diesem einen Delphin.
Aware
Dolphin Address 34
12. December, 2004
Aware (was zufaellig auch der Name der Irischen Vereinigung manisch-depressiver Menschen ist)
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Trübes Wasser
Dolphin Address 33
17. December, 2004
Meist kann man, wenn man aus drei oder vier Metern Tiefe nach oben schaut sehen, wie die Wasseroberfläche das einfallende Licht in wellenförmige Muster bricht. Nach dem letzten Sturm schwamm ich fast mit meiner Nase gegen den Seeboden, und nur meine aufsteigenden Luftblasen zeigten mir den Weg zurück. Schwer zu glauben, dass sich die Sicht je bis zum Firmament erstreckte.
Jungfernflug
Dolphin Address 32
1. December, 2004
Seit unserer erbärmlichen Anlandung beim letzten Schwimmen (
DDA 29) haben wir uns um einen sichereren Platz bemüht, um ins Wasser zu gelangen. Wir fanden einen Einstieg auf dem südlichen Ausläufer von Pollenawatch, der uns wenigstens bei Hochwasser fast ideale Bedingungen bietet. Er ist vor einlaufenden Wellen geschützt und führt direkt in tiefes Wasser. Zwischen den Felsen gibt es eine ziemlich versteckte, gerade mensch-breite Ausbuchtung bis hinunter zum Meer. Auf jeder Seite findet man genügend Halt, um sicher herein- oder herauszuklettern aus dem Naß.
Niedergeschlagen
Dolphin Address 31
22. November, 2004
Der dichte Nieselregen, der auf die Windschutzscheibe prasselt, wird von unserem heruntergewirtschafteten Wischern einfach zunichte gemacht. Die Lichter entgegenkommender Fahrzeuge glühen in ihren Strahlenkränzen, und die Berge sind in gesättigten Nebel gehüllt. Es ist ein trauriger Sonntag.
Bei der Luftrutsche gerade vor Black Head bürstet der Wind halbmondförmige Schaumkränze auf eine bewegte Oberfläche. Die See hört weit vor dem Horizont auf zu existieren. Selbst die Wellen sehen müde aus in ihrer immerwährenden Grußzeremonie an den Limestone.
Geschafft
Dolphin Address 30
11. November, 2004
Das Wasser wird kälter; ein eiskalter Wind kühlt das salzige Nass beständig ab. Und das ist nur der Anfang. Also fuhren wir letztes Wochenende nach Dingle. Ich wusste von vier Adressen für wetsuits, so dass wir sicherlich einen ordentlichen Winteranzug finden würden. Aber wir kamen ausserhalb der Hochsaison und konnten nur aus einem sehr unpassenden Sortiment wählen, das nichts zur Verbesserung unserer Unterwassergarderobe beigetragen hätte.
Freak Waves
Dolphin Address 29
2. November, 2004
Verlaesst man Ballyvaughan auf der Kuestenstrasse, so ist das Wasser durch die angrenzenden Berge zunaechst noch viel zu geschuetzt, um eine Vorhersage ueber die Schwimmbedingungen mit Dusty zu machen. Als wir dann aber Black Head umrundet hatten, wussten wir es sicher: die See war glatt, glatt wie ein billiger Spiegel.
Die Luft hatte einen kleinen bissigen Ansatz und der Ozean wuerde wohl, wie schon zwei Tage zuvor, nur eine mentale Herausforderung darstellen. Vom Abstieg auf dem Stolperpfad aus sahen wir grosse Mengen Wasser auf Pollenawatch zurollen. Das vorgelagerte Riff verlangsamte eine beinahe unsichtbar vorangeschobene Masse und verwandelte sie in eine klar geformte Wand, die ihren Kamm bis halben Wegs zu den Felsen trug.
Wo Kuehe wandern
Dolphin Address 28
26. October, 2004
Wenn mich nicht gerade die Sonne ueber den Grad des Moneen mountain hinweg blendet, dann kann ich in der Ferne weichere, sich bewegende Konturen ausmachen. Meist ziemlich dicht beieinander, aber es gibt auch den gelegentlichen Abtruennigen. Sie scheinen ueber blankes Gestein zu bewegen. Was kann so appetitlich sein, dass sie sich den ganzen Weg hinauf zum Gipfel schleppen?
Gestern ueberquerten wir die fruehlingsgruene Wiese, um in ein weissdornbewachsenes Tal einzutauchen. Wo die langen, spitzen Dornen den Durchgang verwehrten, folgten wir ausgetretenen Viehspuren, die sich nur allzu oft zu matschigen Durchgaengen verschmaelerten.
Fluechtling im eigenen Hause
Dolphin Address 27
23. October, 2004
Es schien nicht mehr zu werden als ein ordinaerer Freitag. Grauer Himmel mit einem beharrlichen blauen Streifen ueber Connemara. Dennoch hatte Verena ein ploetzliches Bauchgefuehl als wir am Shelter Rock ankamen:' Heute ist ein Delphin-Tag', sagte sie, 'ein ganz spezieller Tag'.
Ich habe ihre unerwarteten Eingebungen schaetzen gelernt, sie hat ihre eigenen Wege.
Internet
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20. October, 2004
Seitdem ich die Sommer in Fanore verbringe, schreibe ich fuer web Seiten. Im Jahr 2001 schrieb ich fuer
www.irishdolphins.com, und in 2002 fuehrte ich die 'Dolphin Address' Folge ein, unterstuetzt von meinen Freunden Peter Smeets und Sofie Graas (
www.visolieplein.nl).
Im ersten Jahr trug ich einen winzigen no-name Laptop mit mir herum, der nach regelmaessiger Wiederbelebung verlangte. Neben der eigentlichen Schreibarbeit kostete es mich Stunden digitaler Qual, bevor ich meine verbalen Fruechte auf einer floppy bergen konnte. Dies aber bedeutete nicht immer das Ende sondern den Anfang einer Tortur. Die naechste Festung, die es zu ueberwinden galt, war das Internet Café in Lisdoonvarna.
Der Wasserfluegel (2)
Dolphin Address 25
17. October, 2004
Ein ploetzlicher Stich in meiner Brust liess mich an das Jethro Tull Konzert in Amsterdam 1971 denken. Schon seit Wochen hatte ich mich auf das Konzert meiner absoluten Helden gefreut. Es wurde ein schludriger Niedergang, ihre tadellosen Studioharmonien verpufften in einem katastrophalen Abend.
Tatsaechlich hatte Davy nicht einmal 5 Minuten Zeit. Familiaere Probleme lasteten schwer auf seinen Schultern. Was mich am meisten beeindruckte, war seine Kraft. Damit meine ich weit mehr als seinen schraubstockartigen Haendedruck, die beste Bezeichnung ist wohl mentale Kraft.
Der Wasserfluegel (1)
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16. October, 2004
Einige Male habe ich schon versucht, den Wasserfluegel auf den Markt zu bringen. Immer mit Hilfe von liebenswerten, engagierten und mit guten Verbindungen ausgestatteten Menschen. Ungluecklicherweise erwiesen sie sich am Ende als nicht ganz so liebenswert und die Verbindungen waren eher unbrauchbar. Ich habe mich dann immer damit getroestet, dass wenigstens ich riesigen Spass damit haben kann.
Nur wir Drei
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8. October, 2004
Es war einer dieser Tage, an dem jeder jeden zu diesem wunderbaren Wetter beglückwünscht. Der Himmel war herrlich sonnig, der Wind ruhte in Stille. Eine Kuh gab Laut und das Echo hallte durch die Windungen des Moreen Mountain. Das Krächzen der Krähen liess an trockene Äste denken, die unter der Last des Fusses stöhnen.
Nachdem die Natur für vierzehn Tage ihrer Wut freien Lauf gelassen hatte, missmutig unterstützt durch den Wetterbericht im Fernsehen, haben wir wirklich eine himmlische Pause verdient. Es ist Delphin - Tag!
Zu allen Seiten von Black Head
Dolphin Address 22
4. October, 2004
Haette man mir eine Momentaufnahme von Pollenawatch gezeigt, ich haette es nicht wiedererkannt. Nicht nur, dass es total unter Wasser war, auch die Form und die Bewegung der Wellen hatte eine vollkommen andere Signatur. Das fortwährend sich ändernde Verhalten des Ozeans definiert für uns den Zugang zur Delphinin, aber jetzt erst konnte ich die grausamen Kräfte visualisieren, die die beinahe überhängenden Klippen geschaffen hatten.
Schutz
Dolphin Address 21
2. October, 2004
Wir haben ein Haus gemietet, nicht wegen des Regens, aber weil der Wind uns verrückt gemacht hat. Ein Auge hatten wir den ganzen Sommer über offen gehalten, aber alles, das besser war als herunter gewohnte Touristenbehausungen, war für uns unerschwinglich. Eigentlich habe ich schon seit Jahren davon geträumt, ein verfallenes Haus zu kaufen und es selbst zu renovieren, aber schon allein der Grund und Boden würde mich mehr als 200.000 Euro kosten. Dann muss man noch eine engstirnige Planungskommission überwinden und erst danach kann man anfangen zu bauen.
Hochwasser bei Pollenawatch
Dolphin Address 20
17. September, 2004
Die See wirft grosszügig Wasser in die Badewanne. Abfliessende Ströme werden von neuer Kraft ueberwaeltigt. Rinnen fuehren aufgeworfenes Wasser zurueck. Mehr als einmal bewegt sich eine massive Wasserwand landwärts. Wie oft waren wir ueber die Sicherheit versprechenden Reste von Muschelschalen gegangen, um der trügerischen Glätte der Steine zu entrinnen. Wo man auch schaut erheben sich Schaumkämme, die voluminöse Tropfen dem Wind übergeben. Eine Schnellstrasse aus Schaum schiesst in die Wanne.
Dustys Take-away
Dolphin Address 19
15. September, 2004
Wir haben uns gefragt, welche Perspektive ein Delphin wohl haben mag. Dustys Besitz ergreifendes Verhalten kann wohl als Beute orientiert verstanden werden, es kann aber auch ein Versuch sein, individuelle Kommunikation mit jedem Einzelnen zu sichern. Auch sind wir immer wieder Zeugen ihres anhaltenden Interesses an unseren Monoflossen. Ich dachte immer, dies hätte mit der Ähnlichkeit zu ihrer eigenen Schwanzflosse zu tun.
Irgendwie verwirrt mich das
Dolphin Address 18, von Verena Schwalm
13. September, 2004
Die meisten Menschen lieben Delphine. Man findet Poster und Postkarten, kleine Anhaengerchen und sonstigen Schnickschnack mit Delphinen fast in jedem Haushalt, wo doch die allerwenigsten jemals einen in der Natur noch in irgendeinem Delphinarium gesehen haben. Aber wie kommt das eigentlich?
Der Delphin wird als Garant fuer gute Gefuehle vermarktet. Er scheint immer irgendwie zu laecheln und einem freundlich zuzunicken. Ist das alles das Ergebnis ausgekluegelter Tierfilmerei und Verkaufsstrategie?
Wasserverdraengung
Dolphin Address 17
7. September, 2004
Ungefaehr vor zwei Jahren erzaehlte mir Keith Buchanan von www.irishdolphins.com, dass er in der Second Cove mit Dusty gespielt hatte. Ploetzlich wurde ihre Aufmerksamkeit auf ein Boot gelenkt und sie schwamm fort, es abzufangen. Keith hatte versucht, ihr zu folgen, aber wie er es beschrieb, schwamm er in eine 'Wand aus Wasser', die Dusty mit ihrer Schwanzflosse verursacht hatte. Gerade das Gegenteil passierte mir vor einigen Tagen.
Die spirituelle Dimension
Dolphin Address 16
5. September, 2004
Ein neues Verb wurde in den Wortschatz der Delphin-Schwimmer eingebuergert: `to duck`. Dusty macht es, und es meint, dass sie jemanden mit ihrer Schnauze unter Wasser drueckt. Seit kurzem warnt eine eingeschweisste Notiz bei Pollenawatch Schwimmer davor, mit Spielzeugen ins Wasser zu gehen. Dusty scheint rigoros Kameras, Budgyboards und andere lose herumhaengende Anhaengsel zu rauben. Es heisst, dass sie Menschen `runterdrueckt`, wenn diese ihr Spielzeug nicht schnell genug aufgeben.
Dunkles Licht
Dolphin Address 15
4. September, 2004
Gestern Nacht schien ein sehr klares Licht hinter dem Slieve Elva hervor. Soweit ich weiss, wohnt dort niemand. Das Gluehen der Lichter Galways findet sich auch viel weiter noerdlich, und Ballyvaughan ist doch viel zu klein und verteilt, um so ein starkes Licht zu produzieren. Sie wuerden doch nicht etwa mitten in der Nacht im Moor arbeiten oder eine verrueckte Party feiern?
Bric-à-brac
Dolphin Address 14
29. August, 2004
Ueberquerung
Gestern Abend fuhren wir im Dunkeln von Doolin zurueck. Ploetzlich sahen wir im Kegel unseres Scheinwerfers eine Maus mit halsbrecherischer Geschwindigkeit die Strasse ueberqueren. Es schien uns, als haette sie darauf gewartet, dass ein Fahrzeug ihren Weg erhellt.
Unterwassertanz
Dolphin Address 13, von Verena Schwalm
27. August, 2004
Ich konnte diese Nacht kaum schlafen, so aufgeregt war ich noch immer. Richtig quirlig und kribbelig. Was hatten wir doch fuer eine unbeschreibliche Erfahrung gemacht.
Es war eigentlich gar nicht unsere Absicht gewesen, schwimmen zu gehen. Am Morgen bliess der Wind so hart, und, obwohl das Wasser selbst ganz friedlich aussah, fing ich an zu frieren bei dem Gedanken, in den noch nassen suit zu steigen. Wahrscheinlich war das Wasser doch nur wieder ganz truebe! So entschieden wir uns, nach Ballyvaughan zu fahren, um dort online zu gehen und vielleicht in den Tea Room.
Der Tag der Delphine
Dolphin Address 12
23. August, 2004
Es koennte etwas mit dem Geburtstag meiner Tochter, Anne Linde, zu tun gehabt haben, denn noch niemals zuvor in meinem Leben habe ich so viele Delphine auf einmal gesehen wie an diesem Samstag, den 21. August.
Es war 7.30 Uhr, und ich ruehrte gerade gedankenverloren in meiner frisch gebruehten Tasse Earl Grey Tee.
Meine Augen traeumten sich ueber die gekraeuselte See und wurden ploetzlich von ungewoehnlich weissem Wasser angezogen. Da war eindeutig eine Rueckenflosse, direkt dahinter eine zweite. In meinem Kopf tat sich der Himmel auf, und es entfuhr mir ein Schrei: 'Verena, Delphine sind hier!'
Spielgefaehrte
Dolphin Address 11
20. August, 2004
Dusty liebt Spielzeuge und Herumtoben noch viel mehr. Der unter Wasser liegende Teil von Pollenawatch ist hauptsaechlich eine ebene Steinflaeche. Als ich einen grossen Stein lautstark ueber den Boden rollte, folgte mir Dusty auf der Flosse.
Solange, wie mir das mein Atem erlaubte, blieb ich unten und nahm immer weitere Steine, die ich um den ersten herum anordnete. Dusty war im Zustand hoechster Aufmerksamkeit. Und wieder tauchte ich herunter auf ungefaehr 4 Meter Tiefe und fuhr fort, meinen Haufen aufzubauen.
Funny Lane
Dolphin Address 10
18. August, 2004
Wie auch letztes Jahr, habe ich dieses Jahr wieder die Menschen, die auf die Wiese kommen, um 'nach Amerika zu schauen' aneknotiert. In letzter Zeit passiert das so oft, dass ich angefangen habe, dieses Phaenomen genauer unter die Lupe zu nehmen. Fuer uns ist das von praktischem Interesse, da wir hier leben. Der Schutz unserer Privatsphaere nimmt verschiedene Formen an.
Auf deutsch sagt man, der Hund 'bellt'. Die Hunde unseres aufwaerts am Huegel lebenden Nachbarn fungieren als doorbell. Wenn jedoch der Wind unguenstig steht, hoeren wir sie nicht. Sie reichen uns kaum bis zum Knoechel. So haben wir fast immer ein Auge auf den Weg, den wir auf circa einhundert Meter einsehen koennen. Wenn sich Leute naehern, koennen wir das meist hoeren, ausgenommen sie unterhalten sich mal leise oder sind alleine. Sobald wir sie gesichtet haben, heisst es 'Tourist alarm !'.
Versteckter Burren
Dolphin Address 9, von Verena Schwalm
11. August, 2004
Der Wind hat sich gelegt. Oben in den Bergen verstehe ich jetzt, was es heisst eine Kuh zu sein. Fliegen kriechen in die Nase und Augen. Nur nicht stehenbleiben. Aber ich bin nicht hier, um zu rasen. Es ist Juli und die Bluetenpracht im Burren kennt keine Grenzen. Eine seltsame Hummel kreuzt meinen Weg, hellgelb, zwischen all den schwarzen Laestlingen eine Augenweide.
Fernab vom Rummel der Touristenplaetze, der Tourenbusse und Fuenf-Minuten-Burren-Besucher bin ich hier oben ganz fuer mich. Stille. Grillen zirpen, wenn ich mich nicht ruehre. Die Sonne schenkt uns Wesen heute all ihre Aufmerksamkeit. Fuer meine Nase war das leider schon wieder zuviel.
Schiefe Haeuser
Dolphin Address 8
8. August, 2004
In Holland wird kein Gedanke daran verschwendet. Ueberall ist es von Natur aus flach, mal abgesehen von Deichen und einigen wenigen kleinen Huegeln. Der Hinweg gleicht dem Rueckweg. Selbst der Wind kommt einem immer entgegen.
Hier ist das alles ein wenig anders. Auf einer Strasse zu laufen ist, selbst wenn es auf und ab geht, wirklich Luxus verglichen mit einem Spaziergang in der Natur. Diese ist gezeichnet durch viele verstreut liegende Steine und Felsbrocken. Da man ein Hindernis auch als Herausforderung betrachten kann, laufe ich gerne an der See entlang. Manche Gesteinsbrocken sind wackelig, andere sehr glitschig, aber den meisten kann man trauen und sie als naechste Trittsteine benutzen.
Ungezogen
Dolphin Address 7
7. August, 2004
Bis auf eine Stunde fuer die Jagd, hat Dusty den ganzen Tag Zeit zum spielen. Mit Schwimmern ist sie im allgemeinen sehr geduldsam, mit Kanus kommt sie manchmal ziemlich in Fahrt und mit Schnellbooten und Jet-Skis flippt sie richtig aus. Diese Spiele variieren von sich in knietiefem Wasser streicheln lassen bis zum Sprung aus dem Wasser bei Hoechstgeschwindigkeit.
Manche Leute bringen Spielzeug mit wie diese zusammengebundenen Plastikflaschen, oder sie bringen Spielzeug fuer sich selbst, wie 'budgy-boards'. Das sind schwimmende Bretter, die den Oberkoerper unterstuetzen und von den Beinen angetrieben werden.
Blasensprache
Dolphin Address 6
30. Juli, 2004
In Comicstrips und Cartoons werden Luftblasen immer rund dargestellt. Das ist von der Wahrheit weit entfernt. Auf der Oberseite sind sie tatsaechlich sphaerisch, die Unterseite ist eher conkav und umgeben von tanzenden Miniblasen. Manchmal, wenn Taucher nicht zu tief schwimmen, statte ich ihnen einen Besuch ab und steige dann glanzvoll in ihren Blasen zur Oberflaeche auf.
Dusty ueberraschte Verena durch eine grosse Luftblase, als sie unter ihr schwamm, in der sie ihr eigenes Spiegelbild sehen konnte. Sie fragte sich, ob sie das wohl mit Absicht getan haben koennte. Waere sie sich dann wohl auch der Tatsache eines Spiegelbildes gewahr?
Das reiche Leben
Dolphin Address 5
23. Juli, 2004
Wo auch immer man hinschaut, es ist ueberall schoen. Die See in ihrer Formen- und Farbenvielfalt, die Berge, wie riesige Kaese mit Loechern, Wiesen voll gebrochener Skulpturen aus Stein, wo Kaelber noch bei ihren Muettern saugen, junge Stiere, die schon mal Paarung trainieren und Mauern, aus einer unendlichen Zahl an Steinen und Steinchen errichtet, die sich unaufhaltsam durch das Land waelzen.
Extra Edition
Dolphin Address 4
18. Juli, 2004
Durch das Kontaktformular am Ende meiner homepage erhalte ich regelmaessig mails von Lesern. Oft sind das Studenten, die Informationen fuer ihre Arbeiten ueber Delphine brauchen. Normalerweise findet man diese aber leicht in der gaengigen Literatur oder an anderer Stelle auf meiner oder anderen Dolphin websites, und da ich nunmal nicht anderer Leute Arbeitstier bin, mache ich lieber meinen job und ueberlasse sie dem ihren.
Irische Vernebelungen
Dolphin Address 3
16. Juli, 2004
Irland verehrt seine Poeten und das mit Recht. Sie haben ein unwirtliches Land mit Gedanken, Traeumen und Geschichten erfuellt, eine reich gedeckte Tafel fuer den Geist. Diese Inspiration, vom Geiste der Bevoelkerung aufgegriffen, findet endlos Ausdrucksformen. Fragt man nach dem Weg, dann ist meist die Antwort:'Das ist gleich hier um die Ecke.' Die Tatsache, dass diese Ecke nochmals fuenf Kilometer weiter weg ist, scheint dem Wunsch, dem beduerftigen Reisenden zu helfen, nachzustehen.
Geschenk des Meeres
Dolphin Address 2
14. Juli, 2004
Verena macht nicht gerne die selben Dinge zweimal. Es hat mich letzten Winter einige Zeit gekostet, meinen Weg durch Berlin zu finden, weil sie jedesmal eine andere Route gefahren war. Aber manchmal wiederholen sich Dinge einfach.
Letztes Jahr brachte mir Dusty einen Lachs. Diese Geschichte ist unter
Dolphin Address 9 vom 3. Juli 2003 zu finden. Ein Video, das wenigstens Teile dieses Ereignisses dokumentiert, schwirrt irgendwo zwischen den anderen
Dusty Videos auf der homepage herum.
Schiesswellen
Dolphin Address 1
16. Juli, 2004
In mehr als meterhohen Stufen strebt die Kueste der See entgegen. Wo beide sich treffen, entsteht bei schraegem Winkel eine sich schnell seitwaerts bewegende Welle. Nur eines von vielen kleinen Wundern die aus dem Zusammentreffen von Wasser und Stein geboren werden.
Hier auf meiner Wiese hat sich nicht viel veraendert. Der Treppenstein zu meinem Wassercloset ist noch immer da, genauso wie die Buesche, die meine Wasserflaschen und das Gas verbergen sollen, und die mir als Schutz gegen 'ram jobs' lieb gewordenen schweren Gesteinsbrocken liegen scheinbar unberuehrt.Selbst die Elche mit weissem Geweih, die durch die in Abendlicht getauchte Brandung schimmern, haben ihren Platz noch inne, und es scheint die selbe Seemoewe zu sein, die die Wellen wieder und wieder nach Futter absucht.