Geschenk des Meeres
Dolphin Address 2
14. Juli, 2004
Verena macht nicht gerne die selben Dinge zweimal. Es hat mich letzten Winter einige Zeit gekostet, meinen Weg durch Berlin zu finden, weil sie jedesmal eine andere Route gefahren war. Aber manchmal wiederholen sich Dinge einfach.
Letztes Jahr brachte mir Dusty einen Lachs. Diese Geschichte ist unter
Dolphin Address 9 vom 3. Juli 2003 zu finden. Ein Video, das wenigstens Teile dieses Ereignisses dokumentiert, schwirrt irgendwo zwischen den anderen
Dusty Videos auf der homepage herum.
Letzte Woche als wir in Pollenawatch ankamen, verliessen einige Schwimmer gerade das Wasser. Weil ich nicht wollte, dass Dusty sich auf und davon macht, veranlasste ich Verena, die schon laengst fertig in ihrem wet suit steckte, eben schnell ins Wasser zu gehen. Sie kaempfte sich die glitschigen Felsen herunter und schnell zum Strand. Ich war so beschaeftigt, mich in meinen neuen wet suit zu zwaengen, dass ich gar kein Auge auf den Strand hatte, und als ich wieder aufsah, konnte ich meinen Augen nicht glauben.
Verena entstieg den Wellen, einen jungen Delphin auf dem Arm.
Nun ist sie selbst schon ein Fest fuer meine Augen, aber jetzt erschien sie wie der Engel der Wasser mit ihrem dunkel-goldenem Haar, ihren warmen schokoladenbraunen Augen und ihrer athletischen Figur, die sich gegen den Ozean abzeichnete.
Ich blinzelte und kam in die Realitaet zurueck: Verena trug einen Lachs an Land, so ziemlich genauso gross, wie der, den Dusty mir letztes Jahr brachte. Sie legte den Fisch in den Sand und ging wieder zurueck zu Dusty.
Die Leute, die gerade das Wasser verliessen, erstarrten wie der Lachs selbst. Einer unter ihnen, ein Daene, so gross, dass er wie eine riesige Abkalbung einer seiner Heimatinseln anmutete, packte den Fisch beim Schwanz und machte sich auf, ihn zurueck zum Wasser zu tragen, da er meinte, das dieser Dusty gehoeren wuerde. Verena aber, davon ueberzeugt, dass das unser Abendessen bedeutete, machte ihm das unmissverstaendlich klar, so dass er auf dem Absatz kehrt machte.
Ein Anwesender bemerkte so treffend: 'Wenn Du ihn essen willst, musst Du ihn auch toeten.' Darauf nahm Verena einen Stein und ........ 'streichelte' dem Lachs damit ueber den Kopf. Das Tier war noch immer betaeubt von Dusty, aber nichtsdestotrotz sehr lebendig.
'Jan tue doch was!'
Ich nahm den Stein und schlug mehrere Male so stark ich konnte. Dann trug ich den Lachs ueber die glibberigen Felsen zu unserem Platz, eine dicke Blutspur hinter mir zeichnend, und verbarg ihn unter einer Tasche.
Spaeter bei Bridie zerschnitten wir diesen Riesen von Fisch in Scheiben und hinterliessen ihr die Haelfte zum Einfrieren, die andere Haelfte assen wir ueberwiegend selbst. Es war ein absolutes Festmahl, ein Geschenk des Meeres, nur einfach ein wenig zu viel. Ich denke ich kann erstmal fuer eine Weile keinen Lachs mehr essen.
Jan Ploeg, Fanore meadow, 14 Juli 2003
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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