Spielgefaehrte
Dolphin Address 11
20. August, 2004
Dusty liebt Spielzeuge und Herumtoben noch viel mehr. Der unter Wasser liegende Teil von Pollenawatch ist hauptsaechlich eine ebene Steinflaeche. Als ich einen grossen Stein lautstark ueber den Boden rollte, folgte mir Dusty auf der Flosse.
Solange, wie mir das mein Atem erlaubte, blieb ich unten und nahm immer weitere Steine, die ich um den ersten herum anordnete. Dusty war im Zustand hoechster Aufmerksamkeit. Und wieder tauchte ich herunter auf ungefaehr 4 Meter Tiefe und fuhr fort, meinen Haufen aufzubauen.
Jedesmal, wenn ich Luft holen ging, wurde dieser von ihr minutioes inspiziert. Letztlich habe ich um die 20 Mal Steine hinzugefuegt, leidenschaftlich verfolgt von Dusty, die mit ihrer Schnauze fast in meiner Achsel hing. Und dennoch behinderte sie nicht ein einziges Mal meine Bewegungen. Es schien beinahe, als ob ihre gerunzelte Stirn fragte: ,Warum?' Meine Idee war es, einen akustischen Turm fuer sie zu bauen, eine Klangskulptur, die ihren Sonar herausfordern wuerde. Er bestand nur eine Flut. Am naechsten Tag war alles verschwunden.
Dusty kennt Menschen als herumtreibende Koerper. Obwohl einige sich fuer eine kurze Zeit unter die Oberflaeche wagen, kehren sie im allgemeinen recht schnell zurueck. Je laenger ein solcher Unterwasserbesuch andauert, je mehr wird er durch ihre Aufmerksamkeit belohnt. Hin und wieder tauche ich herunter zum Boden und halte mich selbst an einem Kelpstengel fest.
So muss ich nicht gegen den Auftrieb anschwimmen und kann vergleichsweise lange unten bleiben, circa 2 Minuten. Das findet sie ausgesprochen faszinierend. Sie lehnt sich an mich und wenn ich schliesslich loslasse, unterzieht sie den Kelpstengel einer eingehenden Sonarinspektion. Ein anderes Mal hielt ich mich an einem Stengel fest, der auf einem kleineren Stein gewurzelt hatte. Fuer eine kurze Zeit liess ich mich mit Stein und Stengel aufwaertstreiben. Das brachte sie derart in Hochstimmung, dass sie mich mit voller Geschwindigkeit umkreiste und sogar halb aus dem Wasser sprang. Was mag nur in ihr vorgehen?
Dusty hat viel Spass am Verstecken spielen. Natuerlich kann das auch ganz einfach als Verhalten eines Raubtieres bewertet werden, dass sie sich in den meisten Faellen dem Schwimmer von hinten, ausserhalb dessen Sichtfeldes, annaehert. Wenn sie im Dunst vor dir verschwindet, versuchst du herauszufinden, wann und an welchem Ort sie wohl wieder erscheinen mag. Die Vermutungen bestaetigen sich nur selten. Bevor du es bemerkst, ist sie laengst irgendwo hinter dir aufgekreuzt. Die Geschwindigkeit eines Delphins versetzt einen immer wieder in Erstaunen.
Bei Pollenawatch gibt es einige wenige unter Wasser gelegene Felsgruppen. Hier spielt Dusty gerne Verstecken. Ich sehe sie also, wie sie um einen Fels herumschwimmt und tauche genau dort hinunter, wo ich vermute, sie wieder zu anzutreffen. Wenn dann endlich mein Atem verbraucht und sie noch immer nicht dort angekommen ist, dann weiss ich, was los ist, und tatsaechlich, sie liegt hinter mir im Wasser, ein breites Grinsen im Gesicht.
Jan Ploeg, 20. August 2004, Fanore Wiese
Uebersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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