Der Wasserfluegel (1)
Dolphin Address 24
16. October, 2004
Einige Male habe ich schon versucht, den Wasserfluegel auf den Markt zu bringen. Immer mit Hilfe von liebenswerten, engagierten und mit guten Verbindungen ausgestatteten Menschen. Ungluecklicherweise erwiesen sie sich am Ende als nicht ganz so liebenswert und die Verbindungen waren eher unbrauchbar. Ich habe mich dann immer damit getroestet, dass wenigstens ich riesigen Spass damit haben kann.
Und dann passiert es auch immer wieder, dass ich mich zu einem neuen Modell weiterentwickele, das noch besser funktioniert. Ich moechte das einfach gerne teilen und finde nichts Anstoessiges dabei, damit Geld zu verdienen. Meine letzten Ideen kreisten viel ums Design. Die hoelzerne Ausfuehrung ist doch ziemlich arbeitsaufwendig in der Herstellung und daher viel zu teuer. Abgesehen mal davon, dass mir nach der ersten Ausfertigung einfach die kreative Herausfordung fehlt. So kam ich auf die Idee, etwas mit Rohren zu machen.
Diesen Sommer war ich einfach zu sehr mit Dusty beschaeftigt, aber ich hatte immer die Augen offen fuer neue Moeglichkeiten. Vor einigen Wochen habe ich mich selbst mit einer Irischen Floete verwoehnt. Ein wunderbar schoenes Instrument von herausragender Arbeit. Das brachte eine voellig unerwartete Idee hervor. Die Person, die die Floete aus einem Rohr hergestellt hatte, koennte mir vielleicht auch weiterhelfen, meinen Wasserfluegel weiterzuentwickeln. So nahm ich die Spur auf. Die erste Adresse war das 'Magnetic Music Café', wo ich die Floete gekauft hatte.
Der Eigentuemer war gerade nicht im Haus und das Maedel, das den Kaffee machte, hatte keine Ahnung, wo diese ihren Ursprung haben. Aber der Mann, drei Shops weiter, der den Musikladen fuehrt, der sollte das eigentlich wissen. 'Auf jeden Fall werden sie nicht hier in der Gegend hergestellt', sagte er, obwohl einige Instrumentenbauer in der Nachbarschaft ansaessig sind. Ich sollte mich doch mal mit Davy Spillane unterhalten.
Ich traute meinen Ohren nicht. Seit drei Jahren hoere ich kaum andere Musik in meinem Autoradio als Davys. Letztes Jahr hatte ich einige Male versucht, ihn zu kontaktieren. Einfach nur, um ihm zu sagen, wie sehr ich seine Musik liebe. Er spielt die 'Uilleann pipes' und die 'low flute'. Er laesst mich fuehlen, als floege ich wie eine Seemoewe ueber die Cliffs of Moher. Mit seiner Musik in den Ohren, kann ich Berge erklimmen. Ab und an schwamm ich von einem kleinen Kai in Liscannor aus, wo er oft an seinem Boot arbeitet, aber das einzige, das ich zu sehen bekam, waren fette Wolfsbarsche. Davy ist Freiwilliger bei der Kuestenwache in Doolin, mit deren Maennern ich einige interessante Unterhaltungen gefuehrt habe, er war aber niemals dabei. Nun hatte ich doppeltes Glueck, ich hatte den perfekten Grund, ihn zu treffen, denn Fan - Verhalten kann ich eigentlich nicht sehr leiden.
Er wusste Davys Adresse nicht. Aber im Magnetic Music Café wuerden sie sie sicher haben. Das Maedchen gefragt, wo lebt Davy, keine Ahnung. Aber sie wusste, dass Davy, N.B. noch an diesem Abend um 9.30 h im MacDermotts spielen wuerde!
Die Wahrheitsliebe der Iren laesst mich immer wieder erstaunen. So fuhr ich also zu meiner ehemaligen Ess-Kneipe, um das zu verifizieren. Nein, Davy hat seit 10 Jahren nicht hier oder in den umliegenden pubs gespielt. Also auf zur Kuestenwache. Hierhin, dorthin. Nur eine Abzweigung habe ich verpasst. Ein riesiges Haus, das kann man nicht verfehlen, in der Tat.
Keiner zu Hause. Einen Brief schreiben. Und dann - eine Art Masarati schiesst um die Kurve, biegt in die Parkluecke und kommt zur Ruhe.
(Fortsetzung folgt)
Jan Ploeg, Killohill, October 16th 2004
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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