Jungfernflug
Dolphin Address 32
1. December, 2004
Seit unserer erbärmlichen Anlandung beim letzten Schwimmen (
DDA 29) haben wir uns um einen sichereren Platz bemüht, um ins Wasser zu gelangen. Wir fanden einen Einstieg auf dem südlichen Ausläufer von Pollenawatch, der uns wenigstens bei Hochwasser fast ideale Bedingungen bietet. Er ist vor einlaufenden Wellen geschützt und führt direkt in tiefes Wasser. Zwischen den Felsen gibt es eine ziemlich versteckte, gerade mensch-breite Ausbuchtung bis hinunter zum Meer. Auf jeder Seite findet man genügend Halt, um sicher herein- oder herauszuklettern aus dem Naß.
Als ich mich darauf vorbereitete, den brandneuen Wasserflügel auf den ersten Trip zu schicken, wurde ich mit unerwarteter Neugier empfangen. Dusty hatte ihre Schnauze so dicht über die Steinkante geschoben, dass mir fast kein Platz blieb, um hineinzuspringen. Vorsichtig liess ich die Monoflosse ins Wasser eintauchen.
Es war sehr klar, so dass ich die geriffelten Rockformationen und verstreuten Mühlsteine auf dem Seeboden erkennen konnte. Sie machte eine Rückwärtsbewegung gerade weit genug, dass ich mich willkommen fühlte, und ich glitt still hinunter. Ich fühlte mich aufgefangen von den Armen der Schwerkraft und streng beobachtet durch eine Delphinin, die meine Verwandlung von menschlich zu aquamorph studierte.
Der Wasserflügel fühlte sich in meiner Hand an, als würde ich ein mächtiges Schwert schwingen, der robuste Gummi segelte, angeführt durch den blinkenden Stahlrahmen, schneidend durch das Wasser. Sein Gewicht wurde durch den Auftrieb und die Eigenschaft des Flügels, die Flugbahn zu halten, fast vollständig aufgehoben. Seine Masse wird mühelos in Bewegung gesetzt und die Fliehkraft verhilft, die Geschwindigkeit zu halten, nach dem man mit einer leichten Berührung die Richtung geändert hat. Dustys Antwort war sehr inspirierend. Mir war, als hätte sie instinktiv begriffen, dass dem guten alten Wasserflügel eine neue Dimension hinzugefügt worden war. Immer wieder lud sie mich ein, mit ihr senkrecht hinabzutauchen, wo wir dann hingen, den Kopf gen Seeboden gerichtet, uns gegenseitig ins Auge schauend und sinnierend, welch komplizierte Spirale wir wohl nehmen würden auf unserem Weg zurück zur Oberfläche.
Manchmal schwimmt sie voraus und lässt mich dicht aufholen. Dann rollt sie bäuchlings und lässt sich zurückfallen, bis sie direkt unter mir ist. Dieses Mal waren die Rollen vertauscht, ich unter ihr auf meinem Rücken schwimmend. Ich fühlte ihr Vertrauen in mich, ihre Präsenz gab mir Schutz. Keine Wertschätzung meint mehr als die ihre, noch könnte es ein Hochvergnügen mehr als das meine. Wir teilten unser intimes freudvolles Ballett im eiskalten irischen Wasser mit warmblütigen Frohsinn.
Gewöhnlich folgt mir Dusty bis in weniger als knietiefes Wasser, wenn ich auf dem Weg nach draußen bin. Niemals zuvor fühlte ich mich so sehr wie ein Kind, das ins Bett muß. Nur das Versprechen, dass es noch so viele Wasserflügel-Tage geben würde, ließ mich schließlich gehen.
Jan Ploeg, Killohill, December 1st 2004
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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