Unterwassertanz
Dolphin Address 13
27. August, 2004
Ich konnte diese Nacht kaum schlafen, so aufgeregt war ich noch immer. Richtig quirlig und kribbelig. Was hatten wir doch fuer eine unbeschreibliche Erfahrung gemacht.
Es war eigentlich gar nicht unsere Absicht gewesen, schwimmen zu gehen. Am Morgen bliess der Wind so hart, und, obwohl das Wasser selbst ganz friedlich aussah, fing ich an zu frieren bei dem Gedanken, in den noch nassen suit zu steigen. Wahrscheinlich war das Wasser doch nur wieder ganz truebe! So entschieden wir uns, nach Ballyvaughan zu fahren, um dort online zu gehen und vielleicht in den Tea Room.
Ich liebe diesen Tea Room. Es ist ein besonderer Platz, um, umgeben von Blueten jeder couleur, Menschen zu beobachten, Tee zu trinken oder zu schreiben. Und so fand ich mich auch gestern dort wieder, im Wintergarten sitzend, von der Sonne verwoehnt mit einem bewundernden Blick in den prachtvollen Garten.
Ich liess mir den letzten Tag durch den Kopf gehen, als das Wasser nur so brodelte, so viele Delphine hatten sich vor unserer meadow zum Jagen versammelt. Delphine. Und als Jan endlich kam und mir Gesellschaft leisten wollte, sagte ich ploetzlich:'Lass uns J E T Z T schwimmen gehen !' Das leise Gegenargument, dass der Wind wohl doch noch ziemlich stark bliese, konnte meiner noch staerkeren inneren Ueberzeugung des richtigen Zeitpunkts nicht standhalten. Und so fuhren wir mit dem Fuss auf dem Blech schnurstracks nach Pollenawatch, fanden einen Parkplatz, den ich insgeheim wieder bestellt hatte, packten all unseren Kram und trollten uns den Huegel herunter, das beissende Pferd weitgehend ignorierend zu unserem Platz auf den Felsen.
Dusty war nirgends zu sehen. Ein Kanu im Wasser, einige wenige Schwimmer. Glattes Wasser und der Wind hatte sich gelegt, es war fast warm. Eine angenehme Stille huellte den Ort ein, der sonst so manches Mal im August vor Menschen nur so ueberquillt. Wir zogen uns gemaechlich um, keine Eile. Und da kam das Kanu zurueck von der Second Cove, Dusty im Schlepptau. Gerade richtig!
Jetzt nix wie rein! Schnell noch den Bleiguertel ausgecheckt, dann die Flosse an, den Fluegel gegriffen und los gings. ,Mensch ist das schon wieder eine truebe Bruehe', damit hatten wir also recht, und wir fuehlten eine kleine Enttaeuschung, da wir auch gehofft hatten, mal wieder Fotos und Videos von Dusty aufzunehmen. Hatten wir doch die Kamera extra auf den Fluegel geschraubt.
Und dann ging alles beinahe wie im Traum. Wir schwammen weiter hinaus, eine bessere Sicht erwartend und sie kam mit uns. Sie kam sehr nahe, liess sich gerne ueber den Ruecken streichen, schwamm um uns herum und Jan sah die grosse Gelegenheit, trotz der schlechten Sicht einige Videos aufzunehmen. Ich tauchte runter, sie kam, ich drehte mich zu ihr, Bauch an Bauch, dann eine erneute Drehung. Jetzt schwammen wir direkt aufeinander zu, Gesicht zu Gesicht, sich wegdrehen und gleichzeitig auftauchen, um Luft zu holen. Wieder abtauchen, ,wo ist sie?, ach dort'.
Ploetzlich stand sie vor mir, senkrecht, Brustflossen angedrueckt wie eine Mumie im Wasser haengend, ich kopierte sie, sie mit der Schnauze in Hoehe meines Bauches. Stille. Keine Erwartungen. Ich streckte meine Hand aus, und streichtelte ihr Kinn. Zum ersten Mal liess sie mich gewaehren. Ich war ganz ruhig, vorsichtig. Ich schwamm rueckwaerts von ihr fort, machte mit der Monoflosse sanfte Bewegungen, sie folgte mit ihrem Kopf auf Hoehe der Flosse und fing an diese feine Wellenbewegung mit ihrem Kopf und Hals nachzuahmen. Dann wieder Wendungen, Abtauchen, gemeinsam Auftauchen, ein Gefuehl von Zusammengehoerigkeit, von sich aufeinander einstimmen, von Akzeptanz und Respekt, ein warmes, familiaeres Gefuehl. Und dann war sie ploetzlich wieder neben mir, so dass ich vorsichtig meinen Arm um ihren Ruecken legen konnte. Was fuer ein Vertrauen ! Meine Hand ruhte auf ihrer Seite.
Jan machte einen guten job und selbst als wir den Kamerafluegel getauscht hatten und meine Aufmerksamkeit nun geteilt war, bestand doch diese Harmonie zwischen uns dreien weiter fort.
Mensch was war das toll! Ich mochte gar nicht mehr zurueck, aber es gab kein entrinnen. Die Kaelte des Wassers sollte nicht unterschaetzt werden und so schwammen wir den Felsen entgegen, immer in Begleitung unserer Freundin, die in knietiefem Wasser von uns Abschied nahm.
Was fuer ein Erlebnis! Und wir hatten es zu guter Letzt auch noch geschafft, wunderbar zu dokumentieren, wie stark die Kommunikation sein kann zwischen Dusty und Schwimmern.
Schaut selbst!
Verena Schwalm, Ennis, Buecherei, 27. August 2004
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