Verana Marum
Dolphin Address 15 - 2003
September 2003
Als Bildhauer ist meine Last buchstäblich schwer. Ich habe immer die Grenzen meines Könnens gesucht. Daran bin ich nicht gestorben eher gewachsen, aber den Rücken hätte es mir fast gebrochen. Hauptsächlich arbeitete ich mit Baumstämmen, die bis zu 5 Tonnen wogen. Die hebt man nicht einfach mit den Händen. Ein Wagenheber nahm mir hier einiges ab.
1986 aber erhielt ich von einem Holzunternehmen den Auftrag, einen riesigen Frosch zu schaffen. Sie lieferten mir das Holz: Balken Pitch Pine, 31x31 cm mit einer Länge von jeweils 8 Metern. Diese konnte ich nur unter Zuhilfenahme eines 2 Meter langen Brecheisens und auf Röhren rollend in meinen Arbeitsraum befördern. Ich sägte sie auf die nötige Länge und stach mittels Hohlmeißeln Teilformen aus. Da ich leider keinen Seilzug hatte, um die Elemente in ihre Position zu liften, tat ich dies eigenhändig, dabei wog das schwerste Teil wohl um die 250 Kilo. Von einer Seite angehoben sind das 125 kg. 8 Schichten war der Frosch letztlich hoch und ich brauchte ca. 1 Jahr, um ihn fertigzustellen.
Die Bezahlung war ausgezeichnet, aber es hat mich meinen Rücken gekostet.
Zu hause bin ich am Stock gegangen und draußen war mein Aktionsradius äußerst beschränkt. Es muß ein Abgesandter der Götter gewesen sein, der meine Aufmerksamkeit auf Wale und Delphine gelenkt hat. Auch ich kehrte zurück ins Wasser, ausgerüstet mit einer Monoflosse. Innerhalb von 2 Monaten konnte ich wieder ohne Probleme laufen !
Beim Monoschwimmen werden die Arme in Stromlinie zurückgenommen, ich fand einen Weg, sie mit einzusetzen beim Wasserflügel - Schwimmen.
Als ich vor einigen Jahren eine Nierenpunktion bekommen sollte, reichte die 5 cm lange Betäubungsnadel nicht aus, um meine Muskelschicht zu durchdringen. Diese war inzwischen 9 cm stark ! Ich mußte an Efeu denken, das seinen Wirt überlebt.
Dies ist mein Verana Marum, die Wahrheit des Meeres. Gibst du dich den Armen der Schwerkraft vertrauensvoll hin, wird die Zeit dich heilen. Sie wird dich halten und liebkosen, welche Küste du auch immer wählst. Der Rhythmus der Wellen bestimmt dein Leben und deine Augen leuchten bei jedem Wiedersehen.
Jan Ploeg, September 2003
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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