Dies hier versteht sich als eine absurde Annäherung an ein wahrhaft Nerven aufreibendes Thema. Seit Verena auf nach Berlin ist, muss ich alles wieder selber machen. Und damit meine ich nicht in Mc Dermotts` pub. Plötzlich scheine ich ein unentwirrbares Knäuel digital operierender Maschinerie angesammelt zu haben, die sich, gleich den Bergen von Connemara, in verführerische Formen und Farben hüllt, aber nur in meiner Vorstellung erreichbar scheint.
Viele von euch Besuchern haben ihre Computerkenntnisse wahrscheinlich bereits in frühester Kindheit erworben, so wie ein chinesisches Kind von Natur aus Chinesisch spricht. Bis zu einem Alter von 44 Jahren betrachtete ich Computer als nach mir die Sintflut’ Phänomen, ein altersbedingter Verzicht‚ etwas für die jungen Leute’, von dem ich mich mit einem Achselzucken abwandte, ein Tätigkeitsfeld, dass ich nicht betreten musste und wozu auch?
Manchmal wünsche ich mir, ich wäre bei dieser Jungfräulichkeit geblieben. Aber dann traf ich Marieke und in ihrem Kielwasser beschritt ich meine erste Reise über den Schirm zu Dokumenten und emails. Wenn du die Antwort hast, sind die Fragen kein Problem mehr, und der digitale Horizont war bloß einen Klick entfernt. Nach Marieke untermauerte ich meine Kenntnisse durch Masse. Ich fing an, Geschichten und Reportagen zu schreiben, und nach und nach fand ich meine Wege, die Daten zu bearbeiten. Mein Gehirn zu sortieren hatte einen unerwartet positiven Effekt auf die Heilung meiner MD: Meine Faszination für das Leben stieg, während mein Gemütsauf- und ab zu verschwinden schien.
Ein weit entfernter Vorfahr, der Trobriand Philosoph Le Carrue sagte einmal, dass es immer Hoffnung gibt, solange du dich nicht darauf versteifst.
Wenig wusste er von Computern. Dasselbe Ding, das Kids digitales Verständnis vermittelt, saugt Ältere in Abhängigkeit. Möglichkeiten gibt es fast unendliche, und sie zu nutzen, scheint oft nur zwei Tasten entfernt. Unsere angeborene Neugier lässt uns das Paradies hinter dem tabstop vermuten, aber um eine Sprache wirklich zu lernen, braucht es ein angeborenes Gefühl für die Grammatik und ihre Eigenarten oder einen verlässlichen Lehrer.
Und hier traf ich Verena. Sie war seit ihrer Kindheit mit Computern zuwerke, und es war gelebte Poesie, sie mit erstaunlichen Ergebnissen über die Tasten fliegen zu sehen. Obwohl ich viel zu langsam war, ihre Arbeitsgänge zu kopieren, war die Magie, die sie erreichte so verlockend, dass es mich direkt in meine zweite digitale Jugend katapultierte. Die Realität von bits und bites, die uns umgab, verwandelte sich von einem unentwirrbaren Knäuel zu geordnetem Überfluß .Um jetzt noch unserer Beobachtungskraft den geeigneten Ausdruck zu verschaffen, versorgten wir uns mit brandaktuellem Foto- und Videoequipment, das uns in die Lage versetzte, alles zu verewigen, nah oder fern. Aber ein Knopfdruck bearbeitet eben kein Foto. Hinter jedem Bild steckt ein zunächst anstrengender Prozeß, eine Routineübung, wenn man weiß wie es geht (und es sich gemerkt hat), aber ein Horror von Versuch und Irrtum, bevor man es hat.
Jetzt bin ich alleine, und ich vermisse sie so sehr und ihre helfende Hand. Die letzten vier Tage habe ich den Computer nur für Essen und sanitäre Notwendigkeiten verlassen. Ich habe mit all meiner Kraft versucht, die Aufnahmen des Camcorders in meine Dokumente zu überspielen, um letztlich den Inhalt auf CD zu verewigen. Ich habe alles gelernt, das ich nicht tun sollte und schließlich habe ich mit Hilfe meines entfernten Nachbarn Robin, der zuverlässigen Unterstützung durch meine Webmistress Carola und dem letzten Schliff durch das viel versprechende digitale Talent von Tricia den richtigen Pfad gefunden. Heute hoffe ich, meine erste Everio CD zu brennen und ich weiß, Verena wird stolz auf mich sein.