Der Wasserfluegel (2)
Dolphin Address 25
17. October, 2004
Ein ploetzlicher Stich in meiner Brust liess mich an das Jethro Tull Konzert in Amsterdam 1971 denken. Schon seit Wochen hatte ich mich auf das Konzert meiner absoluten Helden gefreut. Es wurde ein schludriger Niedergang, ihre tadellosen Studioharmonien verpufften in einem katastrophalen Abend.
Tatsaechlich hatte Davy nicht einmal 5 Minuten Zeit. Familiaere Probleme lasteten schwer auf seinen Schultern. Was mich am meisten beeindruckte, war seine Kraft. Damit meine ich weit mehr als seinen schraubstockartigen Haendedruck, die beste Bezeichnung ist wohl mentale Kraft. Ich erklärte, weswegen ich gekommen war, und mit resoluter Freundlichkeit gab er mir folgenden Tip: Die Firma Metal Tech in Ennis. Er fragte nach der Adresse meiner web Seite. Ich wendete den Wagen und fuhr um die Kurve. Dort schrieb ich erstmal den Firmennamen auf und schaute mir mehrere Male den Film 'Jan trifft Davy' an. Als haette ich Elvis getroffen, nur eben anders, ganz anders,
Zu Hause angekommen durchforstete ich ergebnislos die Gelben Seiten nach Metal Tech. Noch konnte mir Google weiterhelfen. E tu, Davy?
Ich erinnerte mich, gehört zu haben, dass es ein kleines Vermögen kostet, sich in den Gelben Seiten wiederzufinden, so machte ich mich am nächsten Tag vertrauensvoll auf nach Ennis. Ich musste mich durchbeissen, aber nach einigen internen Telefongesprächen hatte die Touristen Information Metal Tech dann doch gefunden. Die Firma hatte sich in Sixmilebridge, um die 15 km von Ennis entfernt, niedergelassen. Von einer oeffentlichen Telefonzelle aus waehlte ich die besagte Nummer, hatte aber nicht mit der Gier von Eircom gerechnet. Meine einzigen 3 Euro Muenzen waren schon verschluckt, bevor ich ueberhaupt mein Anliegen klar machen konnte.
Mit einem groben Fluch adressiert an die Irische Telefongesellschaft suchte ich meine Unterlagen zusammen, um zu gehen, zu meiner Ueberraschung aber sah ich in dem kleinen Anzeigenfenster des Telefons 'incoming call'. Ich dachte, so etwas gibt es nur in Amerika. Wir sprachen ueber das Wie und Wo und eineinhalb Stunden spaeter versuchte ich, die Adressbeschreibung mit den Haeusern zu meiner Linken in Uebereinstimmung zu bekommen.
Ich wurde von Liam, dem Direktor der Firma, in Empfang genommen, dem ich den aktuellen Wasserfluegel zeigte und seine Eigenschaften erklaerte. Er fuehrte mich in eine grosse Halle mit Stahlrohren und den entsprechenden Maschinen. Ich fuehlte mich verstanden, das koennte wirklich klappen.
Wir kamen ueberein, dass ich ihm zuerst eine detaillierte Zeichnung zuschicken muesste, nach der dann der Prototyp gefertigt werden sollte. Dieser ist nicht nur zur Ueberpruefung der Form des Fluegel notwendig, sondern besonders wegen der Auftriebsfrage. Waehrend ich den Rohrfluegel zeichnete, stiess ich auf eine unerwartete Einsicht, die den Fluegel noch effektiver machen koennte. Eine simple Veraenderung koennte es moeglich machen, dass einerseits die einzelnen Fluegel sich selbststaendig an den Wasserfluss anpassen und andererseits eine groessere funktionelle Oberflaeche annehmen, so dass letztlich ein groesserer Schub entsteht. Das bedeutet einmal mehr ein Probeschwimmen, aber diesmal zusammen mit Dusty. Und wieder fuehle ich mein Erfinder - Blut munter durch meine Adern pumpen.
Aufregende Zeiten.
(Fortsetzung folgt)
Jan Ploeg, Killohill, October 17th 2004
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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