Dolphin Address 11
16. März 2005
Jetzt, da ich die stinkenden Ruinen Berlins verlassen habe, wird mir umso klarer, dass ich nicht für die Stadt gemacht bin. Das kaleidoskopische Desinteresse, das in Angst und Misstrauen investiert wird, fühlt sich für mich als eine Beleidigung meiner Integrität an, und wird wohl niemals ein Teil von mir sein.
Manchmal bin ich gerne ein Mann der Landstraße.
Ich mag es, von Tankstelle zu Tankstelle zu fahren, wenigstens solange ich irgendwo hin will. Und ich will, ich bin auf dem Weg zur ´Silver Lady´, nur 2000 km entfernt.
Aber ich habe genug Zeit und werde mich auf Irland vorbereiten, besser als ich es jemals zuvor getan habe. Als ich die Grenze zu Holland überfahre, beginnt das Fest des Wiedererkennens. Und als ich meinen Fuß auf das Pflaster Groningens setze, bemerke ich, dass ich in dieser Stadt, in der ich niemals gelebt habe, aber immer in deren Nähe, dass ich hier viel mehr Menschen kenne, als ich jemals gedacht hätte.
`So hast Du Dich doch entschieden, die nationale Infrastruktur zu fördern ?`. Ich sah ihn nicht kommen, den Mann der unser Haus gekauft hatte und noch immer meine Post annimmt. Ich verstehe sofort die Anspielung auf die drei Tickets für zu schnelles Fahren, die ich bei meinem letzten Besuch bekam. Ach ist das schön, wieder von Humor umgeben zu sein.
Hier kann ich mit Menschen sprechen, die ohne Hintergedanken antworten. Kleine Schwätzchen überall. So wie mit der Frau, die ich erkenne, aber nirgendwo einordnen kann. Es wird klar, es ist 13 Jahre her, aber sie sieht keinen Tag älter aus. Und die Musik-Ikone auf dem Marktplatz, mit seinem CD – Karren. Ich erzähle ihm, ich mag Blues, und er präsentiert mir `Hits and Rarities` von den Animals. `Nur wenn ´For Miss Caulker´ darauf ist`, sage ich, und er springt fast an die Decke. Sympathie auf Anhieb.
Ich kaufe mir einen Schlafsack, der mich bis minus 15 Grad schützt und eine Jacke, in der ich gemütlich schreiben kann. Ich schlemme die altbekannten Straßendelicatessen, die nur die Zunge der Nichtholländer brechen würden. Ich kaufe mir die schönste Musik der Welt: Blues und indische Ragas.
Es gibt viel zu tun. Erstmal muß ich den Wagen neu arrangieren, außerdem bräuchte ich noch zwei neue Monoflossen und den 7 Mil Tauchanzug, den ich im Winter so sehr vermisst habe. Das alles sollte innerhalb einer Woche erledigt sein können, obwohl ich eigentlich nicht hetzen will. Ich habe keine Ahnung, woher die nächste DDA kommen wird, aber es wird näher dran sein und sicher bald.
Jan Ploeg, Norg, 16. März 2005
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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