Ungezogen
Dolphin Address 7
7. August, 2004
Bis auf eine Stunde fuer die Jagd, hat Dusty den ganzen Tag Zeit zum spielen. Mit Schwimmern ist sie im allgemeinen sehr geduldsam, mit Kanus kommt sie manchmal ziemlich in Fahrt und mit Schnellbooten und Jet-Skis flippt sie richtig aus. Diese Spiele variieren von sich in knietiefem Wasser streicheln lassen bis zum Sprung aus dem Wasser bei Hoechstgeschwindigkeit.
Manche Leute bringen Spielzeug mit wie diese zusammengebundenen Plastikflaschen, oder sie bringen Spielzeug fuer sich selbst, wie ,budgy-boards'. Das sind schwimmende Bretter, die den Oberkoerper unterstuetzen und von den Beinen angetrieben werden.
Speziell die letzteren finden hohes Ansehen bei Dusty. Letztes Jahr sah ich mit eigenen Augen wie sie, fast mit der Geschicklichkeit eines alten Seefahrers, das Seil, das an Carolines budgy-board befestigt war, in einem Mastwurf um ihre Schnauze legte und Mildred fand das ihre einige Kilometer entfernt in die Felsen geklemmt.
Vor zwei Jahren liess ich sie ausgiebig mit dem Wasserfluegel schwimmen (DA 8 und folgende, 2002). Anfangs blieb sie in meiner Naehe und gab mir einen wunderbaren Einblick in ihren Ideenreichtum. Spaeter jedoch schwamm sie mit dem Fluegel immer weiter raus und ich musste mich ziemlich anstrengen, um ihn wieder zurueckzuholen.
Als Verena und ich von Pollenawatch zurueckschwammen, wurden wir fast wie in alter Tradition von Dusty begleitet. Wir nahmen einige Videos von Dusty und einem von uns beiden auf, von denen leider spaeter nur zwei unserem kritischen Blick standhielt. Als wir nahe an Bridies beach waren, wollten wir den Kamerafluegel austauschen, und so passierte es, dass der andere einige Sekunden unbeaufsichtigt im Wasser dahindriftete. Fuer Dusty war das Zeit genug. Mit unglaublicher Geschwindigkeit und gebogenem Ruecken erhob sie sich fast vollstaendig aus dem Wasser. Sie nahm den Fluegel auf ihre Schnauze und schob ihn mit ihrer Stirn an. Verena gab einen Schrei von sich, der mich gleich reagieren liess.
Mit der Kraft der Verzweiflung nahm ich die Verfolgung auf. Aber schon nach weniger als 20 Metern sah ich den Fluegel auf dem Wasser treiben. Keine Dusty. Unter Wasser, ungefaehr einen Meter unter dem Fluegel, sah ich sie bewegungslos haengen. Ich erwartete, dass sie ihn mir wegschnappen wuerde gerade in dem Moment, als ich ihn greifen will, aber als ich naeher kam, verharrte sie in der selben Position: vertikal, ihre Brustflossen dicht am Koerper und den Kopf ein wenig zur Seite geneigt. Sie blieb wie eine Mumie dort haengen, bis ich den Fluegel erreichte und ihn an mich nahm. Ich hatte das Gefuehl, sie gab kleinlaut zu, ungezogen gewesen zu sein und dass sie versuchte, es wieder gut zu machen, in dem sie ihn zurueckgab. Dankbar nahm ich diesen deal an. Nach diesem Zwischenfall begleitete sie uns, ohne weitere Notiz von dem Fluegel zu nehmen.
Viele Seiten von Dustys Verhalten koennen als beuteorientiert betrachtet werden. So naehert sie sich auch den Schwimmern immer von hinten. Auch das Stehlen von Kameras und budgy-boards scheint in diese Kategorie zu passen. Im Gegensatz hierzu brachte sie Verena und auch mir einen riesigen Lachs. Vielleicht sind wir ja ein wenig wie eine kleine Familie.
Jan Ploeg, Meadow Fanore, August 7th 2004
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
Print Version