Extra Edition
Dolphin Address 4
18. Juli, 2004
Durch das Kontaktformular am Ende meiner homepage erhalte ich regelmaessig mails von Lesern. Oft sind das Studenten, die Informationen fuer ihre Arbeiten ueber Delphine brauchen. Normalerweise findet man diese aber leicht in der gaengigen Literatur oder an anderer Stelle auf meiner oder anderen Dolphin websites, und da ich nunmal nicht anderer Leute Arbeitstier bin, mache ich lieber meinen job und ueberlasse sie dem ihren.
Manchmal jedoch kommen auch ganz interessante Dinge zur Sprache. Wie z.B. Informationen auf eine Bemerkung hin, die ich in DA 19, 2003 ueber Cetaceae machte, die wie in der Wueste zu schwimmen scheinen, da sie keine Moeglichkeit haben, Suesswasser aufzunehmen.
Die Antwort darauf kann man in einer Extra Edition vom 16. August 2003 nachlesen und was noch besser ist, es ergab sich daraus eine wahrhaft fruechtetragende Beziehung.
Diesmal erhielt ich eine e-mail von Roland Cools, ronald-planet.nl, ueber die Art und Weise wie Delphine ihre Beobachtungen miteinander austauschen. Als Quelle gab er den Avatar-Kurs eines Harry Palmer an:
'Delphine emittieren eine Klangwelle, die reflektiert wird. Wenn sie zurueckkommt, emittieren sie eine zweite, die dann mit der ankommenden ein Interferenzmuster bildet. Dieses Interferenzmuster ergibt einen Laut, der durch den Delphin als dreidimensionales Beobachtungsmuster interpretiert wird.'
Der aufmerksame Leser meiner Webseite wird bemerkt haben, dass ich bereits in DA 1, 2003 und DA 15, 2003 diese Theorie untersucht habe und auch unterstuetzend einige Vibrationsmuster im Bereich von Dustys Kopf angefuegt habe.
Harry Palmer, so meint Ronald, erweitert diesen Gedanken insoweit, als dass er behauptet, dass Delphine anstelle normaler Sonarlaute die Interferenzmuster ihrer Beobachtungen an Artgenossen weitergeben. Das wuerde dann auch die Annahme beinhalten, dass Delphine per Sonar kommunizieren. Obwohl sie wohl die Echos anderer Delphine wahrnehmen und faehig sein koennten, diese zu interpretieren, waere doch deren Nutzen begrenzt auf den Bereich der Herkunft. Ganz nebenbei gesagt kommunizieren Delphine sehr ausgiebig mittels Pfeiff- und Klickstoenen und anderen merkwuerdigen Lauten.
All diese fantasmo-realistischen Faehigkeiten, die man Delphinen so gerne anhaengt, stehen sehr im Kontrast zu ihrem eigentlichen Verhalten. Vor einige Tagen spielte Dusty den ganzen Nachmittag mit zwei leeren Milchflaschen, die durch ein Seil miteinander verbunden waren. Sie zog sie mit ihren Brustflossen und manchmal sogar mit ihrer Rueckenflosse. Sie liess sie treiben, bis jemand versuchte, sie ihr abzujagen, nur um sie dann schnell wieder wegzuschnappen. Ein cleveres Spielchen, dass ihre Ueberlegenheit zeigt. Aber koennte sie auch mit der selben Praezision ihre eigene Position oder die der Flaschen als Interferenzmuster weitergeben?
Plastikflaschen bewegen sich kaum in den Wellen oder steigen in mehr oder weniger gerader Linie auf. Beutefische sind verglichen dazu doch sehr lebhaft. Ganz mal abgesehen von diesen Ortsangaben, muesste sie faehig sein, Interferenzmuster, die sie empfaengt auch zu reproduzieren. Und diese muessten dann durch den Empfaenger-Delphin entziffert werden. Wenn jedoch der Empfaenger gar nicht mit dem Zielobjekt vertraut ist, scheint dies ganz und gar unmoeglich.
Auf welchem Weg auch immer ich mich dieser Theorie der Weitergabe von Informationsbloecken naehere, sie scheint schwerst fehlerhaft. Es waere natuerlich typisch delphinisch, wenn nicht auch hier noch Ueberraschungen auf uns warten.
Jan Ploeg, LeHinch Beach, 18 Juli 2004
Übersetzung und Beratung: Verena Schwalm
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